Donnerstag, 4. Dezember 2008

Noch`n Gedicht, Peter Rühmkorf

Viele glauben, der Gipfel des deutschen Humors sei bereits mit Morgenstern, Ringelnatz, Eugen Roth und Kästner besetzt. Ein neuer Dichter kann ihnen nicht das Wasser reichen.
Peter Rühmkorf war damit zufrieden, im Ringelnatz-Himmel seinen Namen auf der untersten Stufe einzuritzen.
Mit dem Ringelnatz-Preis ist ihm das m.E. gelungen. Voriges Jahr ist er gestorben und ich lese Rühmkorf, was ich auch immer bekomme. Jetzt lese ich den Gedichtband "Paradiesvogelschiß", der im Rowolt-Verlag erschienen ist.
Ich bewundere, wie locker und modern er schreibt. Er verwendet volkstümliche Ausdrücke, schreibt neudeutsch, er reimt, aber etwas hintergründig, da reimt sich nicht: ab ab , sondern: ab
cd a. Dadurch lockt er mich an, ich denke, er formuliert ganz frei, Pustekuchen. Der Reim ist nur etwas versteckt. Die Zeilen selbst sind rythmisch, selbst den Kalauer verachtet er nicht.
Schon zu viel des Rühmens, nehmen wir ein Beispiel aus dem Umschlagtext:

Also gut, gebongt. Doch halt, da sind
zweifellos noch ein paar Fragen offen
und der Dichter uns die Antwort schuldig:
Sag, wie hältst du's mit der Gegenwart?
Was, zum Beispiel, kann ich wissen?
Soll ich tun?
Was darf ich hoffen?
Wo die Leserschaft schon ungeduldig
mit den Wanderstiefeln scharrt.

Also es reimt sich: a b c d e f g c d am Schluß der zweiten Hälfte des Gedichts.
"Gebongt, was soll ich tun?" ist doch ziemlich volkstümlich, oder?